Montag, 3. November 2014

Zukunftspläne für junge Flüchtlinge

Anne Spiegel ist Sprecherin für Flüchtlingspolitik ihrer Fraktion "B90/ Die Grünen".
Heute berichtet sie von einem ihrer Kernthemen: der Situation junger Flüchtlinge in Deutschland.  

 


Die hohen Flüchtlingszahlen in Europa und auch hier in Rheinland-Pfalz beschäftigen mich in meiner politischen Arbeit jeden Tag. Als Flüchtlingspolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion werde ich sehr oft mit dramatischen Einzelfällen konfrontiert und muss leider häufig mit ansehen, wie hier Schutz suchende Familien monate- und jahrelang im Ungewissen leben, weil das zuständige Bundesamt mit der Bearbeitung der Asylverfahren einfach komplett überlastet ist und dringend mehr Personal braucht. Mit der eskalierenden Gewalt in den Krisengebieten der Welt sind Hunderttausende in ihren Heimatländern bedroht. Viele Jugendliche flüchten ohne ihre Familie und kommen dann ganz alleine hierher zu uns nach Deutschland. Sie haben oftmals alles in ihrer Heimat verloren oder zurückgelassen: ihre Familie, ihre Freunde, ihr Hab und Gut und ihren Wohnort.
Diese Woche ging mir ein Fall eines jungen Mannes aus Afghanistan sehr nahe: er ist Anfang Zwanzig, wartet seit 16 Monaten auf die Bearbeitung seines Asylantrags, hat Traumatisches erlebt und den Kontakt zu seiner Familie und seinen Freunden kann er nur sporadisch aufrecht erhalten.
Er ist sehr motiviert und klug, hat die Hochschulreife, spricht mittlerweile fast fließend Deutsch und möchte unbedingt eine Arbeit finden und aus seiner engen Vier-Bett-Unterkunft die er sich mit drei anderen jungen Flüchtlingen teilt ausziehen. Er möchte Zukunftspläne schmieden und nach vorne schauen. Zugleich holt ihn seine Vergangenheit oft ein und er hat keine Möglichkeit, das Durchlebte professionell aufzuarbeiten.

Foto: John Englart (Takver)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen